Bruterfolg an der Tiroler Achen

Gebietsbetreuung und LBV ziehen positive Bilanz

Das grenzüberschreitende Interregprojekt „Vielfältiges Leben an unseren Gebirgsflüssen – für ein respektvolles Miteinander von Mensch und Natur“ setzt sich für den Schutz von Flussregenpfeifer und Flussuferläufer ein. Im Rahmen des Projektes wurden in den letzten Monaten an der Tiroler Achen Teile von Kiesbänken mit gelben Schildern abgesperrt, um die Brutplätze der gefährdeten bzw. vom Aussterben bedrohten Vögel zu schützen.

Die gefährdeten Flussregenpfeifer legen ihre Eier in eine Mulde direkt auf die steinige Kiesbank. Dort sind sie perfekt getarnt und verschmelzen förmlich mit den bunten Kieselsteinen. Der bei uns vom Aussterben bedrohte Flussuferläufer brütet in locker bewachsenen Bereichen der Kiesbänke. Leicht haben es diese Tiere nicht. Waren unsere Flüsse früher viel breiter, mit sich jährlich verändernden, ausgedehnten Kiesbänken, so sind diese im Zuge der Begradigungen Mangelware geworden. Außerdem sind die Gelege von Hochwasser gefährdet. Deshalb fangen die Vögel verhältnismäßig spät im Jahr an zu brüten und legen bei Verlusten oft ein Nachgelege. Neben der Gefährdung durch Hochwasser und Fressfeinde nehmen auch wir Menschen Einfluss auf den Bruterfolg, haben die Kiesbänke für uns doch eine große Bedeutung zur Naherholung.

Hier setzt das grenzüberschreitende Interregprojekt „Vielfältiges Leben an unseren Gebirgsflüssen – für ein respektvolles Miteinander von Mensch und Natur“ an. Sabine Pröls, Leiterin der Regionalgeschäftsstelle Inn-Salzach vom Landesbund für Vogelschutz e.V. (LBV) beobachtet mittlerweile im dritten Jahr zusammen mit ehrenamtlich Engagierten diese besonderen Vogelarten. Unterstützt wird sie dabei von Gebietsbetreuerin Kathrin Kopschinski (Ökomodell Achental). Mit Fernglas uns Spektiv wird aus sicherer Entfernung festgestellt, wo und wann die Vögel brüten. Sind die Nester menschlichen Störungen ausgesetzt, kommen gelbe Schilder zum Einsatz, um die Brutplätze für die Dauer der Brutzeit abzugrenzen. Dadurch wissen die Besucher welche Stellen sie auf den Kiesbänken meiden müssen, damit die seltenen Arten erfolgreich brüten können. Der Vorteil ist, dass wirklich nur notwendige Stellen abgesperrt werden und ein Großteil der Kiesbänke weiter betreten werden können. Im Rahmen von regelmäßigen Beobachtungen wird festgestellt, wann die Tiere mit dem Brüten fertig sind und ob sie erfolgreich waren.

Mittlerweile ist die Brutsaison vorbei, die Vögel sind wieder auf dem Weg in die Winterquartiere. Zum Saisonende zieht Gebietsbetreuerin Kathrin Kopschinski eine positive Bilanz. „In Schleching hat die temporäre Sperrung von Teilen der Kiesbänken wunderbar funktioniert. Die Besucher waren sehr verständnisvoll und interessiert. Bei Beobachtungs- und Kontrollgängen wurden wir oft auf Schilder und Vögel angesprochen.“ Doch nicht nur das Verständnis der Bevölkerung gibt Grund zur Freude. „Bei den Flussregenpfeifern haben es fünf Jungvögel geschafft“, freut sich Kathrin Kopschinski. Im Gemeindegebiet Übersee waren die Flussregenpfeifer im Bereich der Kiesfalle leider nicht erfolgreich. Trotz der Ausschilderung wurde ein Gelege verlassen. Die nächsten Brutversuche wurden vom Hochwasser weggeschwemmt. „Da müssen wir nächstes Jahr genauer hinsehen“ so Sabine Pröls vom LBV.

Weniger erfolgreich waren die vom Aussterben bedrohten Flussuferläufer. Es waren mehrere Pärchen an der Ache unterwegs, die auch ausgiebig gewarnt haben, ein Bruterfolg konnte jedoch nicht festgestellt werden. „Für die Flussuferläufer war es leider kein gutes Jahr. Doch wir sind zuversichtlich, dass es im nächsten Jahr besser wird. Wenn die Besucherlenkungsmaßnahmen wieder so gut angenommen werden, ist ein großer Teil geschafft. Der Rest ist vom Hochwasser und den Fressfeinden abhängig. Hier können wir nur hoffen, dass die Flussuferläufer im nächsten Jahr mehr Glück haben“, so Kathrin Kopschinski.

„Einfach ist die Betreuung der Kiesbrüter nicht, vor allem wenn das Hochwasser kommt und die Nester vor den eigenen Augen wegspült“ erläutert Sabine Pröls. Zudem sei es sehr zeitaufwändig, die Nester zu finden, zumal die Vögel so gut getarnt sind. Umso schöner sind dann die Erfolgserlebnisse. „Die kleinen Flussregenpfeifer über die Kiesbank flitzen zu sehen, da geht einem das Herz auf“, fügt Kathrin Kopschinski hinzu. Die beiden sind sich einig, dass die Besucherlenkung an der Tiroler Achen auch nach Ende des Interregprojektes weitergeführt werden muss. Dafür hoffen sie auf tatkräftige Unterstützung aus der Bevölkerung. So wurde letztes Jahr schon ein Arbeitskreis gegründet, der heuer leider wegen Corona nicht zusammen kommen konnte. Sabine Pröls freut sich, dass ab 2021 die Leitung und Koordination des Schutzes der Kiesbankbrüter von der Gebietsbetreuung Achental fortgeführt werden wird. „Zusammen mit den ehrenamtlich engagierten Helfern sind damit die wichtigsten Ziele des dreijährigen Interreg-Projektes und dem Schutz der Vögel hier an der Tiroler Achen erreicht“ Im Arbeitskreis kann sich jeder aktiv am Schutz der seltenen Vögel beteiligen und uns bei den Beobachtungen und Kontrollen unterstützen“.

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Gebietsbetreuung Achental
Gebietsbetreuerin Kathrin Kopschinski sucht die Kiesbänke nach den gut getarnten Kiesbrütern ab ©ÖA
Besucherlenkung Tiroler Ache
Mit den gelben Schildern wird nur ein Teil der Kiesbänke zeitweise abgesperrt, um ein Miteinander von Mensch und Tier zu ermöglichen ©Kopschinski
Flussregenpfeifer
Hier versteckt sich ein Flussregenpfeifer ©Pröls