Nur was wir kennen, können wir schützen

Besucherlenkung zum Schutz der seltenen Raufußhühner

Blauschwarzes Prachtgefieder, auffällige Stoßfedern (Spiel) und nackte, rote Hautstellen (Rosen) über den Augen – das äußere Erscheinungsbild des Birkhahns (auch Spielhahn) ist alles andere als unauffällig. Auch sein einzigartiger Balzruf aus Kullern und Fauchen sticht hervor. Gesehen oder gehört wird der Vogel jedoch kaum. Grund hierfür ist nicht allein die versteckte Lebensweise, sondern vor allem die Tatsache, dass das Birkwild vom Aussterben bedroht ist. Zum Schutz dieses besonderen Vogels findet am Geigelstein deshalb seit Jahren eine Besucherlenkung statt.

Das Birkhuhn gehört wie Auer-, Hasel- und Alpenschneehuhn zu den seltenen Raufußhühnern, die ihren Namen den befiederten Füßen verdanken. Die Bestände der Raufußhuhnarten sind rückläufig. Laut der Roten Liste gefährdeter Brutvögel Bayerns sind Auer- und Birkhuhn vom Aussterben bedroht, das Alpenschneehuhn gilt als stark gefährdet und das Haselhuhn als gefährdet.

Problematisch ist, dass der Lebensraum von Birkhühnern zunehmend eingeengt wird, beispielsweise durch die Auflassung von Almflächen (Verbuschung und Wiederbewaldung). Als eine der bedenklichsten Bedrohungen gilt jedoch die Störung durch menschliche Freizeitaktivitäten wie das Schneeschuh- und Skitourengehen. In den eingeengten Winterlebensräumen haben diese Störungen eine besonders schwerwiegende Wirkung: die Nahrung ist knapp und bei der Flucht wird enorm viel Energie verbraucht. Sinkt die Energiebilanz ins Negative, sind die Vögel geschwächt: sie verhungern oder werden leichte Beute für ihre natürlichen Feinde.

Im Chiemgau stellt das Naturschutz- und Natura 2000 Gebiet Geigelstein eines der letzten Refugien dar: Birkhuhn, Auerhuhn und Haselhuhn haben hier noch eine Heimat. Als Vogelarten des Anhangs I der Vogelschutzrichtlinie wird den Raufußhühnern ein besonderer Schutzstatus zuteil. Demnach sind ihre Lebensräume zu schützen und ihr Überleben sicherzustellen. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, wurden im Geigelsteingebiet Ruhezonen ausgewiesen, die von Anfang Dezember bis Ende Mai nicht betreten werden dürfen. Abseits der Winterruhezonen sind weiterhin zahlreiche Tourenmöglichkeiten für Skitourengeher und Schneeschuhwanderer vorhanden.

Damit die seltenen Vögel am Geigelstein weiterhin eine Chance haben, steht die Besucherlenkung an erster Stelle. Bereits an den Parkplätzen werden die Tourengeher über die Schutzzonen aufgeklärt. Hinweistafeln und Flyer, die zusammen mit dem Deutschen Alpenverein entwickelt wurden, informieren über die freigegebenen Bereiche und über die Lebensweise der Raufußhühner. Die Einhaltung der Betretungsregelungen im Naturschutzgebiet wird von Naturschutzwächtern und Polizisten der Alpinen Einsatzgruppe in Zusammenarbeit mit der Gebietsbetreuung Achental kontrolliert.

„Die Fluchtdistanz der Vögel ist sehr groß: die Birkhühner ziehen sich zurück, ehe ein Tourengeher sie überhaupt zu Gesicht bekommt“, so Gebietsbetreuerin Kathrin Schwarz. „Es ist wichtig, dass die Freizeitsportler das Gebiet erleben dürfen, aber auch verstehen, warum bestimmte Bereiche nicht zugänglich sind. Die Bestände der Raufußhühner sind weiterhin rückläufig. Bitte nehmen Sie Rücksicht!“

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Besucherlenkung am Geigelstein
Zum Schutz der seltenen Raufußhühner kontrollieren Naturschutzwächter und Polizeibeamte die Einhaltung der Betretungsregelungen im Naturschutzgebiet Geigelstein