Achental - Wie soll der Tourismus der Zukunft im Achental ausgestaltet sein? Welche Bedürfnisse haben Vermieter, welche Lasten können die Gemeinden schultern? Bedarf es neuer Strukturen? Mit diesen und weiteren Fragen näherten sich vier Workshops in den vergangenen zwei Wochen einem touristischen Leitbild für das Achental.
"Bei aller Unterschiedlichkeit der Achental-Gemeinden bin ich überzeugt, dass das Achental gemeinsam in die touristische Zukunft gehen kann" brachte es Hermann Roth auf den Punkt. Der ehemalige Leiter des mittlerweile aufgelösten Tourismusverbands Chiemsee ist vom Ökomodell Achental mit der Erstellung eines Leitbilds beauftragt, welches über die Integrierte Ländliche Entwicklung (ILE) vom Amt für ländliche Entwicklung Oberbayern gefördert wird. Zusammen mit ILE-Managerin Stephanie Hennes moderierte er vier Workshops, zu denen Gemeindevertreter und Touristiker ebenso geladen waren wie die sogenannten Leistungsträger - touristische Betriebe wie Vermieter, Gastronomen oder Reiseveranstalter. Reit im Winkl als touristisch stärkste Einzelgemeinde im Ökomodell erhielt einen eigenen Workshop, des Weiteren trafen sich die oberen Achentalgemeinden Schleching, Unterwössen, Marquartstein und Staudach-Egerndach sowie die Chiemsee-nahen Orte Grassau, Übersee, Bergen und Grabenstätt. Abgerundet wurde die Veranstaltungsreihe durch eine Zusammenkunft aller Bürgermeister, Leiter der Tourist-Informationen und Mitarbeiter der Ökomodell-Geschäftsstelle.
Als Haupt-Zielgruppe wurden erwartungsgemäß Wanderer und Radfahrer identifiziert; daneben spielt Diversifizierung aber auch eine zunehmende Rolle, mit Angeboten für Golf-Reisen, Reiten, Segeln oder auch Tagungsgäste. Unabhängig voneinander zeigten sich in allen Workshops ähnliche Problemfelder. So wurde vielfach offenbar, dass mache Wunsch-Angebote bzw. Vorstellungen bereits bestehen, aber nicht hinreichend bekannt sind. Auch ist die Kommunikation in einzelnen Fällen durchaus verbesserungswürdig. Allgemein wurde bedauert, dass im Achental Unterkünfte für Reisegruppen weitgehend fehlen, so dass oftmals schon für einen Reisebus mehrere Quartiere gesucht werden müssen - ein Zustand, der als nicht ideal angesehen wird. Auf der anderen Seite gibt es beispielsweise immer wieder Klagen von Kleinvermietern, die sich in den gegenwärtigen Strukturen nicht gut aufgehoben fühlen - viel Stoff für Konflikte, aber auch viele Ansatzpunkte für Verbesserungen wurden hier sichtbar.
Ziel des Leitbildes ist es dabei nicht, für jedes Anliegen eine Lösung zu bieten, sondern aus der Vielzahl der Ideen, Probleme und Vorschläge ein schlüssiges Gesamtkonzept zu formen, das die Interessen der einzelnen Gemeinden berücksichtigt und gleichzeitig das Achental als eine zusammengehörige Tourismusdestination stärkt. Das Tal hat eine ideale Lage, wurde oft betont - leicht erreichbar und doch ruhig, zwischen Bergen und Seen, mit Möglichkeiten für Winter- und Sommererholung gleichermaßen. Wie ein roter Faden durchzog dies denn auch die Workshops: Das Achental hat Stärken, auf die es sich besinnen kann. Schlechings Bürgermeister Josef Loferer abschließend: „Nun müssen alle an einem Strang ziehen - die gemeinsame Richtung soll das Leitbild weisen.“