Almen: artenreich und schützenswert

Auftaktvortrag zum Themenjahr im Mietenkamer Dorfsaal war gut besucht

Grassau – Passend zum Thema der derzeitigen Ausstellung des <link http: www.hgv-achental.de _blank>Heimat- und Geschichtsvereins Achental „Unsere Almen im Achental“ hatte der Vorsitzende Dr. Hans J. Grabmüller den Biologen Stefan Kattari vom Ökomodell Achental eingeladen, über den Artenreichtum der Almen zu referieren. Knapp 50 Interessierte fanden sich im neuen Mietenkamer Dorfsaal ein, und sie erlebten einen sachkundigen Überblick, illustriert von vielen Landschafts- und Pflanzenbildern. Für das Ökomodell Achental war dieser Vortrag auch der Beginn seines Themenjahrs „Almen“.

Was macht die Almen aus? Bei genauem Hinsehen ist es die Vielfalt in Flora, Fauna, landschaftlichen Strukturen und Kleinklimazonen. Die Beweidung geschwendeter (also von Bäumen und Strauchwerk freigelegter) Waldflächen in höheren Lagen war früher die zentrale Funktion der Almflächen. Das Vieh konnte hier übersömmern und sich selbst ernähren, während im Tal Getreide und Heu für den Winter wuchs. Heute hat dieser Aspekt an Bedeutung verloren. Betriebswirtschaftlich gesehen, lohnt der Viehauftrieb nicht mehr. Wichtig jedoch ist nach wie vor, die Almen von Bewuchs freizuhalten und vor Verwaldung zu schützen. Andernfalls wachsen alle Flächen zu. Ein Beispiel: die Hollandau in Unterwössen, eine Heimweide, die verholzen würde, wenn sie nicht geschwendet würde, oder die Rossalm bei Schleching, die höchstgelegene Alm Deutschlands (1640 m).

Die Kargheit des Bodens und die dünne Humusschicht auf den Almen bringen eine große Artenvielfalt hervor; jede Pflanze kämpft im kurzen Almsommer um ihr Bestehen; keine Art ist so stark, andere zu vertreiben. Stefan Kattari erläuterte dies an vielen Beispielen. Dabei nannte er auch viele aussagekräftige Volksnamen für die Pflanzen: Herbstdrehwurz, Allermannsharnisch, Wollköpfige Kratzdistel, Schusternagerl, Schwalbenwurzenzian, Mondraute, Natternzunge … Reichtum auch in der Sprache.

Naturschutz müsse beachtet werden, erklärte Kattari, wobei man nicht nur ein einzelnes Phänomen im Auge behalten dürfe, sondern die jeweiligen Lebensräume sehen müsse. Am Beispiel der Fliegenragwurz und der Sandbiene zeigte er die gegenseitige Abhängigkeit auf. Er nannte auch folgendes Beispiel für eine kluge Strategie zur Artensicherung: Das Alpenrispengras bildet noch an der Mutterpflanze Samen aus und lässt sie keimen und wurzeln, bevor es verwelkt und zu Boden sinkt, sodass die Jungpflanze schon stark anwächst und die kurze Vegetationsperiode auf der Alm gut nutzen kann.

Die Almwiesen sind schützenswert. Was wir heute bei Almenwanderungen so schätzen, nämlich die freien Wiesen, den weiten Blick, den blühenden Reichtum der Natur zu genießen, ist menschlichem Einfluss zu verdanken. Der Vereinsvorsitzende führte aus, dass die ursprünglich unberührte Naturlandschaft im Laufe der Jahrtausende zur vom Menschen geformten Kulturlandschaft wurde. Ohne die Eingriffe in die Natur wie Rodung, Schwenden, aber auch Erschließung, Wegebau und Düngung würden die Almen ein völlig anderes ökologisches Gepräge aufweisen. Die Kulturlandschaften haben durch den gestaltenden Menschen jeweils sehr unterschiedliche Veränderungen erfahren, die sie zu heutiger Sicht zu historischen Denkmälern machen, ähnlich den Boden- oder Baudenkmälern. Im Gegensatz zu letzteren sind sie aber nur schlecht dokumentiert. Diesem Mangel will der Heimat- und Geschichtsverein durch seine Ausstellung „Almen im Achental“ und den Aufbau eines möglichst detaillierten Almregisters abhelfen.

Der Heimat- und Geschichtsverein öffnet seine Ausstellung wieder am Sonntag, dem 10. Mai, von 14 bis 17 Uhr. Ort: ehemaliges Forstamt Marquartstein, Bahnhofstr. 2. Eintritt frei. - Uta Grabmüller

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