Die Forstwirte im Landkreis - Maschinen bestimmen die Arbeit im Wald

Erstellt von Ökomodell Achental |

Themenjahr Wald

„Wenn‘s brenzlig wird höre ich sofort auf….“

Der drahtige Mann trägt einen orangen Schutzhelm. Die Ohrschützer und das Visier sind nach oben geklappt. Eng lehnt er am Stamm einer mächtigen Fichte und schaut konzentriert geradeaus – damit bestimmt er die Fallrichtung des Baumes. Sebastian Stöger aus Übersee ist einer der vielen Forstwirte im Landkreis, die sachkundig im Auftrag von Waldbesitzern Fäll-aktionen durchführen. Das Ökomodell Achental  stellt die Arbeit der Forstwirte im Rahmen seines Themenjahres „Wald“ vor.

Als erstes „beurteilt“ Sebastian Stöger, genannt „Wast“, die Fichte – ob sie irgendwo in der Krone hängt oder Äste und Totholz gefährlich sein können. Nachdem der Arbeitsplatz frei geräumt ist, überzeugt  sich der Überseer davon, dass die ausgesuchte Lücke, in der die Fichte fallen soll, möglichst wenig Schaden für die Umgebung anrichtet. Dann greift er zur Motorsäge und schneidet einen Fallkerb in den Baum, der das Kippen in die gewünschte Richtung ermöglicht. Holzspäne fliegen durch die Luft und wenig später fällt die mächtige Fichte zu Boden. Sebastian Stöger ist zufrieden – wie auch seine Begleiter, die ihn aus sicherer Entfernung beobachtet haben.

Wast Stöger hat die Arbeit im Wald von Kind an gelernt, da zum heimischen Hof in Übersee auch ein eigener Wald zählt. Mit 17 absolvierte er die ersten Schulungen für Waldbauern und  2005 beschloss der gelernte Land- und Forstwirt,  die Holzarbeit zum  Nebenerwerb zu machen. Viel Geld investierte er in die Ausrüstung, darunter der „Rückewagen“, ein spezieller Holzwagen mit Kran. Daneben besucht der Forstwirt bis heute regelmäßig Lehrgänge und Schulungen, wie  „Die Technik mit Rückewagen und Seilwinde“ oder „Die Förderung eines klimastabilen Zukunftswaldes“.

Ein erfahrener und  geschätzter Fachmann

Heute ist Wast Stöger ein erfahrener und geschätzter Fachmann für alles rund um den Wald. Seine Auftraggeber sind meist private Waldbesitzer, wie Ignaz Irger aus Übersee, der Wast Stöger den Auftrag gab, in seinem Wald bestimmte Fichten zu fällen, die er zuvor mit einem Förster ausgewählt hatte. Sie werden als Bauholz verwendet   – für den Dachstuhl des geplanten Hauses seines Sohnes. „Wir schätzen den Wast sehr“, begründet er den Auftrag, „weil er sehr sorgfältig und gewissenhaft arbeitet. Er lebt einfach für den Wald.“ Inzwischen ist der Überseer gut ausgestattet: Rückwagen mit Kran, Bulldog mit Seilwinde, mehrere Motorsägen und Schutzkleidung – was einem Neuwert von gut 190 000 Euro entspricht. „Die Entwicklung geht immer mehr zur voll maschinellen Ernte“, so Stöger, „das ist die sicherste und produktivste Methode.“ Schmunzelnd erinnert er sich dabei an seine Kindheitstage, als die Stämme mit Pferden aus dem Wald gezogen worden sind.

Die Arbeit im Wald zieht sich über das ganze Jahr. Oft sind es auch „Kalamitäten“, wie Sturmschäden, Schneebruch oder Schädlinge, wie der Borkenkäfer,  die  für Wast Stöger neue Aufträge bedeuten. Die Bezahlung wird mit dem Waldbesitzer zuvor ausgehandelt – oft am Küchentisch vom „Schließpointner“, so der Hofname.  Meist einigt man sich auf einen Stundensatz oder rechnet später pro Kubikmeter Holz ab – je nachdem wie schwierig im Arbeit im Gelände ist.

Probleme gibt es immer wieder mit Wanderern im Wald, die trotz Absperrungen Gefahrenzonen betreten. „Manchmal gibt‘s auch Kritik von Leuten, wenn ein Baum gefällt wird“, erzählt Wast Stöger. So auch vor einiger Zeit am Chiemseeweg in Übersee, wo er gerufen wurde, um eine sterbende Eiche zu fällen. „Sie war eine Gefahr, vor allem für Spaziergänger, aber das verstehen manche Leute nicht – einfach, weil sie keine Ahnung haben.“

Unfälle im Wald sind nicht selten: Jüngst wurde ein Waldarbeiter bei Petting während Fällarbeiten von einem Baum erschlagen. Wast Stöger schüttelt bei diesen Meldungen den Kopf. „Unter Forstwirten gibt es wenig Unfälle – meist passiert Laien etwas. Wichtig ist, sich bei dieser Arbeit Zeit zu lassen, ja nie huddeln.“ Angst hat er in den vielen Jahrzehnten kein einziges Mal bei der Waldarbeit verspürt – auch kann er sich an keine wirklich gefährliche Situation erinnern. „Wenn‘s brenzlig wird höre ich sofort auf.“

 

Wie sieht der Wald im Traunsteiner Landkreis aus?

 

Je nach Höhenlage, Hangrichtung, Klima, Bodenaufbau und Konkurrenzstärke zwischen den verschiedenen Baumarten würden sich ohne menschliche Lenkung unterschiedliche Waldtypen entwickelt. Der Fachmann spricht von der „natürlichen Waldgesellschaft“. Hier die wichtigsten im Landkreis:

  • Ab Trostberg Richtung Norden: Der Buchenwald
  • Südlich von Trostberg bis zur Autobahn A8: Der Tannen-Buchen-Wald
  • Zwischen 800 und 1.400 Meter: Der Bergmischwald
  • Zwischen 1.400 und 1.700 Meter: Der Fichtenwald
  • Der Auwald

Zahlen und Fakten über den Wald im Landkreis Traunstein:

Der Landkreis Traunstein ist zu 37 Prozent bewaldet – mit einem leichten Rückgang in den letzten beiden Jahren.

Ein großer Teil der Wälder (57 Prozent) ist in staatlicher Hand und wird von den Bayerischen Staatsforsten bewirtschaftet. 41 Prozent sind Privatwald und 2 Prozent Kommunalwald. Die Zahl der Waldbesitzer liegt bei 16 000 die über 13 000 Waldbesitzeinheiten hegen und pflegen.

(Quellen: Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten)

Pflege des Waldes nach dem Grundsatz „Schützen durch Nutzen“

Ein wichtiges Prinzip gilt für jeden Waldbesitzer: Schützen durch Nutzen. Danach sollten nicht mehr Bäume aus dem Wald  entfernt werden als nachwachsen.

Bäume filtern das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre und durch Photosynthese wandeln sie es in lebensnotwendigen Sauerstoff um und halten somit die Luft rein. Die nachhaltige Aufforstung  ist also existenziell, um unser Klima zu schützen. Nach Möglichkeit werden gestürzte und kranke Bäume möglichst schnell entfernt. Stirbt der Baum, zersetzt sich sein Holz langsam und er gibt das CO2 ab, das er zuvor gespeichert hatte.  Um eine Nachhaltigkeit und Artenvielfalt zu fördern, sind immer wieder Aufforstungen nötig.

Mit der Pflege eines Wald-Bestandes wird im besten Fall schon im jungen Stadium, in der sogenannten Verjüngung, begonnen. Hier kann durch eine rechtzeitige und kontinuierliche Förderung von Mischbaumarten die Diversität des Bestandes deutlich erhöht werden. Doch auch in reinen Fichtenbeständen kann durch rechtzeitige positive Pflege aufgelockert und so die Bäume stabilisiert werden.

Nach Aussage des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, „kann ein zukunftsfähiger Wald, der neben dem Naturschutz weitere vielfältigen Funktionen erfüllt,  nur durch einen Mischbestand aus verschiedenen Baumarten und möglichst stabilen Individuen erreicht werden.“ Unterstützung und kostenlose Beratung bieten die zuständigen Förster an.

 

Zurück
Bevor das Fällen eines Baumes beginnt, „beurteilt“ der Forstwirt den Baum: „Ist er in der Krone mit anderen Bäumen verbunden? Gibt es ge-fährliche Äste oder Totholz in der Umgebung? Wo ist die ideale Fallrich-tung?“