Grassau (mp) Der Erfolg der Energiewende ist ohne Engagement Einzelner undenkbar. So haben die Verantwortlichen der Zeitschrift Joule des Deutschen Landwirtschaftsverlags und der Energiemesse RENEXPO die Auszeichnung mit dem „Energy-Award“ aufgelegt und dieses Jahr bereits zum vierten Mal vergeben. Dieses Jahr konnten sechs Personen, die in der Branche rund um die Energiewende eine herausragende Rolle spielen, im Goldenen Saal des Rathauses in Augsburg, die Auszeichnung entgegennehmen. In der Kategorie Holzenergie erhielt Wolfgang Wimmer, der Geschäftsführer des Ökomodells Achental, den Preis.
Den Preis sieht Wimmer mehr als Auszeichnung für die Region und für das Ökomodell Achental. Er selbst stehe als Geschäftsführer lediglich an der Spitze der Organisation. Doch sei der Preis eine Auszeichnung für alle, die sich im Ökomodell Achental mit dem Biomassehof engagierten, so Wimmer. Er hoffe, dass die Auszeichnung eine Signalwirkung für die ganze Region habe, in den Bemühungen die regenerativen Energien voranzubringen nicht nachzulassen.
Der Preis für die Kategorie Holzenergie wurde in diesem Jahr an Wimmer vergeben, da er mit seinem Engagement weit über die Region des Achentals hinaus bekannt sei und er mit seinem Einsatz wichtige Impulse setze, für die er in der Umsetzung auch Verantwortung trage, führte der Laudator Helmut Lamp, der Präsident des Bundesverbandes Bioenergie, aus. Wimmer ist seit 2000 Geschäftsführer des Ökomodell Achental e.V. und seit 2006 auch Geschäftsführer des Biomassehof Achental GmbH & Co. KG, einem Unternehmen in public-private partnership mit den zwei Leitlinien der Förderung der erneuerbaren Energien, insbesondere aus regionalem Holz, und der Entwicklung des Achentals hin zu einer starken und energieautarken Region geprägt ist.
Durch die Zusammenarbeit der Achental-Gemeinden entstand 2006 der Biomassehof Achental. Neben dem Verkauf von Brennstoffen aus regionalem Restholz bietet der Biomassehof auch Energieberatungen und Projektierungen an. Die öffentlich-private Partnerschaft erweist sich als besonders gelungen. Die wirtschaftliche Kompetenz verbunden mit einem politischen Auftrag hat den Biomassehof als treibende Kraft in der Regionalentwicklung und der Holzenergie etabliert. Im Mai 2010 ging dadurch das Fernwärme-Heizwerk Grassau als Kommunalunternehmen in Betrieb und versorgt mittlerweile über 500 Haushalte mit klimaneutraler Wärme.
Für den nächsten Schritt erntete das Achental weltweite Beachtung. Der erste praxistaugliche Holzvergaser mit Heatpipe-Technologie wurde im März 2012 in Grassau in Betrieb genommen. Der Vergaser der Firma agnion leistet 1,3 MW und erzeugt aus Reststoffen Strom und Wärme mit 80% Wirkungsgrad. Im Achental gibt es auch noch zahlreiche weitere Projekte im Bereich Holzenergie, wie beispielsweise ist hier der Aufbau einer Fernwärmeversorgung in der Gemeinde Grabenstätt auf Hackgutbasis zu nennen. Seit 2009 ist das Achental eine von 25 bundesweiten „Bioenergieregionen“ im gleichnamigen Wettbewerb des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und europäische Modellregion im EU-Programm „Bioregions“. In beiden Programmen spielt der Ausbau der Holzenergie eine ganz wesentliche Rolle.
Den Energy Award in der Kategorie Kraft-Wärme-Kopplung erhielt in diesem Jahr Johannes van Bergen, Geschäftsführer der Stadtwerke Schwäbisch-Hall. Die Stadtwerke Schwäbisch Hall GmbH gehört in Deutschland zu den führenden Unternehmen im Bereich der Kraft-Wärme-Kopplung und setzt auf Energieeffizienz in der Energieerzeugung. In der Kategorie Wärmepumpen wird in diesem Jahr Arno Pöhlmann, Vorstandsmitglied im Bundesverband Wärmepumpe e.V. (BWP) ausgezeichnet. Arno Pöhlmann war lange Jahre bei der Lechwerke AG in den verschiedensten Geschäftsfeldern tätig.
In der Kategorie Effizientes Bauen und Sanieren wurde Prof. Norbert Fisch prämiert. Prof. Fisch ist seit 1996 als Professor für Bauphysik und Gebäudetechnik an die TU Braunschweig tätig. 2010 wurde er in den Wissenschaftlichen Beirat des Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung berufen. In der Kategorie Solartechnologien wird Swen Hansen Vorstand der DBE Deutsche BürgerEnergie eG ausgezeichnet. Die DBE Deutsche BürgerEnergie eG beteiligt Bürger an der Energiewende.
Als besondere Auszeichnung für sein großes Engagement wurde Hans-Josef Fell, MdB und Sprecher für Energie der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, für sein Lebenswerk geehrt. Hans-Josef Fell ist Autor des Gesetzentwurfes Erneuerbare Energien Gesetz (EEG), welches im Jahr 2000 politisch gegen viele Widerstände durchgesetzt und verabschiedet wurde. Auch die Novelle des EEG in dem Jahr 2004 hat Hans-Josef Fell mit gestaltet. Fell hat außerdem das Gesetz für die Steuerbefreiung für Biokraftstoffe initiiert, welches in Deutschland und weltweit einen Ausbau der Biokraftstoffe bewirkte. Auch auf europäischer Ebene wirkte er intensiv an den gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Erneuerbaren Energien mit. Als Obmann im Forschungsausschuss des deutschen Bundestages hat Hans-Josef Fell in den Jahren 1999 bis 2005 die Verstärkung von Forschungsmitteln für Photovoltaik, solarthermische Stromerzeugung, Geothermie, Bioenergien, Batterieforschung für beispielsweise Elektroautos, Bionik und Nanotechnolgie befördert.
Die Jury war mit Fachleuten besetzt, die mit neutralem Blick den Unterschied zwischen kurzfristigem Aktionismus und zielgerichtetem, kraftvollem Engagement erkennen können. Die Preisträger sind zwar immer mit Technologien, Produkten und Märkten verbunden, was für die Jury jedoch zählt, ist die Persönlichkeit, die dahinter steckt. In der Jury waren: Helmut Lamp, Vorsitzender des Bundesverbandes BioEnergie e.V. (BBE), Dr. Edmund Langer, C.A.R.M.E.N. e.V., Jürgen Hofmann, Bundesverband Gebäudeenergieberater Ingenieure Handwerker e.V. (GIH), Wulf Binde, Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung e.V. (B.KWK), Paul Waning, Bundesverband Wärmepumpe e.V. (BWP), Mitarbeiter des Messeveranstalters REECO GmbH, sowie die Redaktion der Zeitschrift Joule aus dem Deutschen Landwirtschaftsverlag. Bei der Bewertung der einzelnen Kandidaten wurden Kriterien wie Innovationskraft, Engagement, Vorbildcharakter und die Breitenwirkung der Ideen berücksichtigt. MP