Informationsabend zur Fernwärme in Unterwössen

Gemeinde, Ökomodell Achental und die beteiligten Firmen stellten das Projekt vor

Unterwössen - Einen nächsten Schritt zu einer eigenen Fernwärmeversorgung ist jetzt Unterwössen mit einem Informationsabend gegangen. Gemeinde, Ökomodell Achental, und die beteiligten Firmen stellten das Projekt im Wössner Gemeindesaal dar und standen Rede und Antwort. Die Bürger erwiesen mit reger Diskussion und Wortmeldungen ein wohlwollendes Interesse am eigenen Fernwärmeanschluss. Zuerst ist nur ein kleiner Anteil der Hauseigentümer im Ortskern von Unterwössen von den Fernwärmeplanungen betroffen. Trotzdem war das Zuhörerinteresse hoch, der Gemeindesaal gut besetzt.

Wolfgang Wimmer, Geschäftsführer beim Ökomodell Achental, und Dipl.-Ing. Wolfgang Baumgartner stellten die Energiesituation in Unterwössen und die Machbarkeitsstudie für ein von der Firma aquotec GmbH geplantes Fernwärmennetz vor. Es soll in erster Ausbaustufe das Kernzentrum von Unterwössen mit Fernwärme versorgen. Darunter sind die Großverbraucher, in deren hoher Wärmenachfrage der Schlüssel liegt, das Projekt schon in der ersten Bauphase rentabel betreiben zu können. Ohne deren Wärmeabnahme, ließen weder Wimmer noch Baumgartner Zweifel, ist das ohne Investoren geplante Projekt nicht zu verwirklichen. Dieser erste Bauabschnitt soll das in sich tragfähige Grundmodell eines Fernwärmenetzes mit Netz und Heizkraftwerk bringen. Dazu soll die Gemeinde ein eigenständiges Tochterunternehmen gründen. Das soll völlig fremdfinanziert und vom Gemeindehaushalt unabhängig sein, so auch Bürgermeister Hans Haslreiter. Es soll sich selbst tragen und dauerhaft Rendite abwerfen. Ein weiterer Ausbau des Fernwärmenetzes im Gemeindegebiet in mehreren Bauabschnitten soll zukünftig darauf aufbauen.

Die Einzelheiten hatten wir ausführlich aus der Gemeinderatssitzung vom 3. Juni berichtet. Doch es gab auch Neues.

Neben dem bisher angedachten Standort für das Biomasseheizwerk an der Turnhalle wird jetzt ein weiterer Standort diskutiert. Bürgermeister Haslreiter verriet nur: Er liegt in Richtung des nördlichen Ortseingangs.

Bei der Vollkostenrechnung bringt die Fernwärme für den Endverbraucher eine Kostenersparnis von 10 Prozent gegenüber der herkömmlichen Einzelheizung, errechnen die Fachleute damals wie heute. Neben dem Preisvorteil durch günstigere Energie sieht Dipl.-Ing. Markus Pülzl von der Fa. aqotec GmbH weitere Vorteile eines Fernwärmenetzes. Der Schadstoffausstoß in der Region werde reduziert, weil moderne Heizkraftwerke im Vergleich zur Einzelfeuerung optimal verbrennen. Die Region werde unabhängig vom Import fossiler Energien wie Heizöl und den weltpolitischen Engpässen. Die Eigenerzeugung in der Region schaffe Arbeitsplätze, und bringe Umweltschutz. Für den Kunden sei der Fernwärmeanschluss sauber und geruchsfrei. Ein Fernwärmeanschluss erzeuge keinen Lärm, und bringe zusätzlichen Raum, wenn alte Heizungen und Heizöltanks verschwinden. Die Fernwärme ist gut und sparsam zu regeln, die Wärme kommt gebrauchsfertig ins Haus. Wartung und Reparaturen entfallen ebenso wie Kaminsanierung oder Kaminkehrer. Die Investitionen in den Fernwärmeanschluss sei einmalige Investitionen, Modernisierungen, beispielsweise auf eine modernere Brennstoffzellentechnik, fänden ungefragt im Fernwärmeheizkraftwerk statt. Die Kosten seien durch die jährliche exakte Wärmemengenabrechnung transparent, die Preise weitestgehend stabil. Die Fernwärme trage der eigenen Bequemlichkeit Rechnung, weil sie fernüberwacht sei. Eine Störungsbehebung sei Aufgabe des Wärmeversorgers.

Für das Wärmeversorgungsunternehmen besteht in der ersten Ausbaustufe die Möglichkeit, die Gründungszuschüsse an den Endverbraucher teilweise weiterzugeben, berichtete Wolfgang Wimmer. So können sich für Erstanschließer Preisvorteile ergeben.

Bedenken und Sorgen ließ ein Zuhörer anklingen, weil die projektplanende Firma aquotec GmbH in Österreich und damit außerhalb der Bundesrepublik residiere. Wimmer erläuterte dazu, dass gerade auch in Bezug auf die bereits bestehenden Fernwärmeprojekte in Grassau und Grabenstätt die Anlagetypen, die Angebote für das Leitungsnetz von mehreren Anbietern eingehend geprüft worden seien. Letztendlich habe das zu der Firma aqotec geführt. Der Biomassehof Grassau arbeite auf hohem Niveau und erfolgreich mit diesem Unternehmen zusammen. Deshalb vertraue das Ökomodell auch weiterhin auf die Spezialisten und deren Know-how. Er, Wimmer, kenne das Unternehmen als ein gesundes Unternehmen mit großem Know-how und riesigem Fachwissen. Rund 40 Projekte in jeder Größenordnung seien von der Firma aqotec gestemmt. Arbeiten abseits dieses Spezialwissens würden aber zusätzlich auszuschreiben sein. Wimmer geht davon aus, dass sich heimische Unternehmen erfolgreich an diesen Ausschreibungen beteiligen.

Den Zuhörervorschlag gleich das gesamte Gemeindegebiet zur Anschlussbereitschaft zu befragen, und gegebenenfalls größer zu planen, lehnte Wimmer ab. So etwas könne man in den folgenden Ausbaustufen machen, jetzt gelte es erst einmal, die Grundvoraussetzungen für ein Fernwärmenetz im Kernbereich zu schaffen. Scheitere das, wäre der vorgeschlagene Aufwand weit zu hoch und vergeblich.

Auf Nachfrage erklärte Wimmer, dass sich die Planer derzeit bewusst auf Energie auf Brennstoffhackschnitzel konzentrierten, da diese in der Region ausreichend vorhanden sein. Die regionale Konzentration sei wesentliches Prinzip des Ökomodells Achental. Auf die Anregung, Energie aus moderner Holzvergasung zu gewinnen, bestätigte Wimmer, dass das Ökomodell das für eine interessante Lösung hält. Nach umfangreichen Erkundigungen und Prüfungen vertritt das Ökomodell aber die Ansicht, dass diese Energiegewinnungsform noch nicht die nötige Betriebsstabilität hat.

Lufwig Flug

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