Schleching – Bürgermeister Josef Loferer hatte interessierte Bürger zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Das Thema war „Einrichtung einer Fernwärmeversorgung für den Bereich Schleching-Ortsmitte“. Er berichtete den zahlreich erschienenen Bürgern, dass die Überlegungen zu diesem Thema schon vor langer Zeit begonnen haben. Von Schlechinger Bürgern wurde ein „Arbeitskreis Erneuerbare Energien“ gegründet, der bei seiner Tätigkeit viele relevante Daten zusammengetragen hat. Die Quote der erneuerbaren Energien in der Gemeinde beträgt zur Zeit 52 Prozent bei der Stromerzeugung und 20 Prozent bei der Wärme. Ziel ist es, diese Quote kontinuierlich zu erhöhen. Ein Weg hierzu wäre dieses zukunftsweisende Projekt, meinte Josef Loferer mit dem weiteren Vorteil, dass es bei Realisierung eine gemeindliche Trägerschaft übernehmen würde, was eine große Sicherheit für die beteiligten Abnehmer bedeutet, da sie nicht von kommerziellen Anbietern abhängig wären, die eher die Profitseite im Auge hätten.
Wolfgang Wimmer (Geschäftsführer Ökomodell und Biomassehof Achental) berichtete weiter von ähnlichen Projekten, die bereits erfolgreich unter kommunaler Trägerschaft umgesetzt wurden, in Grassau, Grabenstätt und Rimsting. Dort organisiert der Biomassehof Achental den Betrieb und übernimmt die Versorgung mit Energieholz in Form von Hackschnitzel. In seinem Vortrag informierte er und stellte das Konzept zum Aufbau der beabsichtigten Fernwärmeversorgung vor.
Auf einem Plan zeigte er den möglichen Erschließungsbereich in der Ortsmitte. Im Detail wurden die Vor- und Nachteile von drei verschiedenen Heizwerk- Standorten der Anlagen aufgezeigt (Schule, Pizzeria, ehemaliges Lagerhaus), wobei die Variante „Standort Schule“ präferiert wurde. Dort würde der bestehende Öl-Kessel durch einen 250 Kilowatt-Biokessel ersetzt werden. Um das Projekt verwirklichen zu können, ist die Teilnahme von fünfzehn Kunden nötig. Die Trassenlänge beträgt zirka 720 Meter, die Wärmeabnahme zirka 715.000 kWh/a ergibt einen Holzpellets-Bedarf von zirka 220 Tonnen pro Jahr. Hierdurch könnten 72.000 Liter Heizöl ersetzt werden. Zum Einsatz für das Wärmenetz würden PEX-Doppelrohre (Kunststoff-Leitung) kommen.
Durch die bereits durchgeführten Projekte in den anderen Gemeinden ist ein Überblick zu der Kostensituation und Rentabilität gegeben. Es würden Gesamtinvestitionskosten von zirka 365.000 Euro anfallen, wobei hier auch Fördermöglichkeiten in Anspruch genommen werden können. Weiter wurde eine Wirtschaftlichkeitsberechnung gezeigt, bei der eine Amortisierung in zwanzig Jahren zu erwarten wäre.
Die Vorteile für die Kunden bei der Nutzung von Fernwärme sind sehr zahlreich. Von dem ohne Frage wichtigen Aspekt der Umweltfreundlichkeit durch die Verringerung der Emission bis zum Wegfall des (alten) Heizkessels und der Brennstofflagerung und bis zu den Argumenten der Sicherheit durch den Betrieb ohne offene Flamme und dadurch keine Brandgefahr und keine brandschutztechnischen Maßnahmen,außerdem keine Gefahr eines Ölaustrittes in den angeschlossenen Objekten. Ein weiteres Argument ist die große Versorgungssicherheit durch heimische Biomasse.
Auch zu erwähnen sind die Einsparmöglichkeiten durch besonders gute Regelfähigkeit der Fernwärme, die Anlieferung von gebrauchsfertiger Wärme und daher keine Wartung oder Reparaturen beispielsweise am Heizkessel oder eine Kaminsanierung. Die Kapitalbindung durch Heizöleinkauf entfällt. Es wäre eine einmalige Investition mit einer zu erwartenden Lebensdauer der Übergabestation von mindestens dreißig Jahren. Ebenso eine exakte Wärmemengenmessung in der jährlichen Abrechnung mit einem verlässlichen Vertragspartner (Gemeinde).
Die Vorarbeiten für die Realisierung einer Fernwärmeversorgung sind geleistet, jetzt sollte jeder Bürger im Ortskernbereich, der Interesse hat, ein unverbindliches und für ihn persönlich errechnetes Kostenangebot anfordern mit Unterlagen für den eigenen Haushalt. Für Fragen stehen Hans Haslreiter und Siegfried Nicklas zur Verfügung. Jeder kann dazu seinen Heizungsbauer unverbindlich fragen, welche Kosten für die Umrüstung entstehen. Bei der Entscheidungsfindung kann ebenso berücksichtigt werden, dass offene Kamine und Kachelöfen weiterbetrieben werden können. (sofern sie ohne Anschluss zur Zentralheizung sind). Auch der Einsatz von regenerativen Energien für die Erwärmung von Warmwasser bleibt davon unberührt.
In der anschließenden Diskussionsrunde gab es weitere Fragen zu den Kosten und der Amortisation, die aber individuell errechnet werden müssen, da sie von den örtlichen Gegebenheiten abhängen. Bürgermeister Loferer wies weiter darauf hin, dass es in der nächsten Zukunft viele neue Auflagen zum Immissionsschutz geben wird, die besonders alte Heizungsanlagen und Kamine betreffen. Die Gemeinde würde sich mit ihren Gebäuden an der Möglichkeit der Fernwärme beteiligen, im Rathaus, in der Schule, im Kindergarten, in der Krippe, im Bürgerhaus für den Dorfladen und das neue Senioren-Wohnprojekt.
Jetzt können die Bürger die Chance nutzen, sich ebenfalls an dem Fernwärme-Projekt zu beteiligen. wun
Foto Uwe Wunderlich
Vortrag Wolfgang Wimmer im Gasthof „Post“
Sybilla Wunderlich (wun), Maisbachweg 4, 83259 Schleching, Tel. 08649-9869273, <link>Sybilla.Wunderlich@t-online.de
29. Oktober 2015