Investitionen in die Zukunft der Gemeinden im Achental

Erstellt von Ludwig Flug |

Die Mitglieder setzten weiter auf den vertrauten Vorstand

Bericht zur Jahreshauptversammlung 2020

Die Achentalhalle gab dem Verein Ökomodell Achental den Raum seine Mitgliederversammlung - zugleich die Gesellschafterversammlung seiner Betriebs- und Entwicklungs GmbH - unter Schutzvorkehrungen zügig durchzuziehen. Der 1. Vorsitzende Stefan Schneider, 1. Bürgermeister der Gemeinde Bergen, zeigte im Jahresbericht moderne Ökomodell-Projekte auf, die im Einklang mit den Maßnahmen des Freistaates zur ländlichen Entwicklung laufen. Dass so etwas kostet, verdeutlichte Schatzmeister Ludwig Entfellner, Bürgermeister in Unterwössen, im umfänglichen Kassenbericht. Die Mitglieder setzen in den Neuwahlen auf Kontinuität.

Bericht des ersten Vorsitzenden

Das Ökomodell Achental begleitet die Umsetzung der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) des Amtes für ländliche Entwicklung Oberbayern, das beschrieb Vorsitzender Stefan Schneider im Jahresbericht. Dort ist das Innenentwicklungskonzept für die Gemeinden Thema, weniger Flächen zu verbrauchen. Lebendige Ortskerne machen eine gesunde Gemeinde aus, so sieht es auch Schneider. Auf dem Weg dahin stehen die Gemeinden im Ökomodell an unterschiedlichen Ausgangspunkten. Der Aufbau eines Flächenkatasters soll deren individuelle Möglichkeiten aufzeigen, Potentiale der Gemeinden sichtbar machen und Strategien zur inneren Entwicklung fördern. Dazu erarbeiten Fachleute ein Konzept zur Innenentwicklung. Vor Ort laufen Gespräche mit den Gemeinden. Das Ökomodell plant für den November eine Klausurtagung mit einer Exkursion zum Thema. Die Arbeit wird vom Amt für ländliche Entwicklung gefördert und von Stephanie Hennes und Kathrin Kopschinski im Ökomodell betreut.

Weiteres Projekt der Integrierten Ländlichen Entwicklung ist das vom Amt für ländliche Entwicklung geförderte Projekt zur Bekämpfung der Kreuzkräuter, die in hoher Konzentration für Mensch und Tier giftig sind. Das Projekt ist bis Ende 2021 verlängert, verkündet Schneider. Seit 2019 werden die Vorkommen des Kreuzkrautes kartiert. Derzeit entsteht ein Informationsflyer. Neu im Achental ist die biologische Bekämpfung mit der Blutbärenraupe. Die versuchen die Fachleute wie im letzten auch im kommenden Frühjahr im Achental zu vermehren. Mit Ablauf der Corona Einschränkungen plant das Ökomodell Informationsveranstaltungen für Landwirte und andere Betroffene.

Das Klimaschutzmanagement im Ökomodell mit Sachbearbeiter Hans Haslreiter dient als fachlich-inhaltliche Unterstützung der Mitgliedsgemeinden bei der Umsetzung ihrer Energiekonzepte, so Schneider. Das fördert das Bundesministerium für Umwelt Naturschutzbau und Reaktorsicherheit. Im Klimaschutz ist Fernwärme nach wie vor Thema. Die Erfahrungen in Reit im Winkl, Grabenstätt und Grassau sieht der Vorsitzende Schneider als durchweg positiv. In Bergen fehlt es an ausreichend Anschlussinteressierten, das Projekt wirtschaftlich zu gestalten. In Schleching wird aufgrund eines privaten Engagements das bestehende Wärmenetz am Dorfplatz erweitert. Erfreulicherweise bescheinigt die Machbarkeitsuntersuchung des Amtes für ländliche Entwicklung Oberbayern Potenzial für Marquartstein. Die Umsetzung ist vom dortigen Gemeinderat beschlossen und das Ökomodell unterstützt die Gemeinde dabei, eine Versorgung von rund 30 Abnehmern bei einem Wärmebedarf von rund 3.600 MWh im Jahr im ersten Bauabschnitt zu ermöglichen.

In diesem Jahr wählte das Ökomodell Achental 17 regionale Projekte für das Regionalbudget des Amtes für Ländliche Entwicklung aus. Das Regionalbudget unterstützt Kleinprojekte, die der Umsetzung des integrierten ländlichen Entwicklungskonzeptes dienen. Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung des Gartenbauvereins Schleching, Vitrinen zur Ausstellung von Archäologischen Funden des Heimat- und Geschichtsvereins Achentals fördert das Budget. Es half sogenannte Forscherhütte an der Grund- und Mittelschule Unterwössen mit Equipment und einer Photovoltaikanlage auszustatten. Der Dorfladen in Schleching erhielt ein Kühlregal, der Dorfplatz in Bergen einen Verkaufsraum, um die Möglichkeiten des Dorfplatzes zu erweitern. Insgesamt sind rund 80.000 Euro in die Region geflossen, sieht der Vorsitzende Schneider. Er ruft für das kommende Jahr auf, Förderungen für Kleinprojekte aus dem Regionalbudget zu beantragen.

Eine zweitägige Exkursion des Vereins Solar Partner e.V. aus Bayern und Baden-Württemberg belege – so Schneider – das Interesse am Ökomodell und dem Erfahrungsaustausch zur interkommunalen Zusammenarbeit.

Die Gebietsbetreuung Achental im Ökomodell setzt sich für das grenzüberschreitende Interregprojekt „Vielfältiges Leben an unseren Gebirgsflüssen - für ein respektvolles Miteinander von Mensch und Natur“ ein. In Rahmen der Zusammenarbeit läuft eine Besucherlenkung an der Tiroler Ache. Teile von Kiesbänken sperrt die Gebietsbetreuerin mit Schildern für die Brutzeit, um Brutplätze der gefährdeten und vom Aussterben bedrohten Vögel zu schützen. Das geschieht saisonal und unter Beobachtung des Brutverhaltens. Von den vom Aussterben bedrohten Flussuferläufern waren in diesem Jahr mehrere Pärchen an der Ache unterwegs, fünf Jungvögel der Flussregenpfeifer wuchsen dort auf.

Seit Februar unterstützt Martina Höhne die Archivpflege der neun Ökomodellgemeinden und ihrer Ortsheimatpfleger, freut sich Stefan Schneider. Ihre Stelle ist in der Gemeinde Bergen angesiedelt. Die anderen Gemeinden haben eine Zweckvereinbarung zur Organisation und Finanzierung in interkommunaler Kooperation geschlossen. Höhne sichtet die Archive, ordnet sie, sichtet und erfasst historisches Material und pflegt den Kontakt zu den Ortsheimatpfleger an. Ähnlich die interkommunale Zusammenarbeit bei der in der Gemeinde Reit im Winkl angesiedelten Gästemeldekontrolleurin. Diese Aufgabe übernimmt die Unterwössnerin Susanne Tofern ab Dezember.

Nach zwanzig Jahren hat der Achentaler Bauernmarkt ein neues Gesicht bekommen, „Nach einer so langen Zeit und ihren Veränderungen eine notwendige Maßnahme“, sieht Schneider. Gemeinsam mit den verbliebenen Marktleuten und den Experten der Deutschen Marktgilde e. G. entstand ein neues Konzept, das unter dem neuen Namen Achentaler Bauern- und Wochenmarkt jeden Donnerstag von 13 bis 18 Uhr am Hefterstadl in Grassau öffnet.

In Corona Zeiten haben sich die Achentalgemeinden zur Stärkung des regionalen Einkaufs mit den Händlern ihrer Gemeinden zusammengetan und eine auch nach Auffassung der Händler erfolgreiche Aktion „Kauf regional!“ gestartet.

Förderstiftung Ökomodell Achental

Einen wichtigen Partner sieht der Ökomodell-Vorsitzende Schneider in der beim Ökomodell angesiedelte Förderstiftung Ökomodell Achental. Sie ist aus dem 2001 gegründeten Initiativkreis Ökomodell Schleching hervorgegangen und besteht seit 2009. Mithilfe von Preisgeldern und Spenden fördert die Stiftung Umwelt- und Sozialprojekte im Achental. Mit der Vorsitzenden Stephanie Hennes leitet der siebenköpfige Stiftungsbeirat aus Verantwortlichen der Gemeinden, dem Ökomodell und Vertretern von Interessengruppen die Förderstiftung. In einem Almführer für Kinder, der Kreuzkrautkartierung im Achental und der Unterstützung von Umweltbildung in Schulklassen leistet sie wertvolle Arbeit.

Besondere Worte des Dankes fand der Vorsitzende Stefan Schneider für die engagierte Arbeit der Mitglieder, insbesondere der Vorstandskollegen. Er dankte den Beisitzern die aufgrund ihres Werdeganges und ihrer Kenntnisse in vielfältiger Weise zum Erfolg des Ökomodells beitragen. Der zweite Vorsitzende Andreas Scheck, Bürgermeister in Marquartstein, stellte dagegen die Arbeit von Schneider selbst heraus. An erster Stelle zu stehen, sei doch noch einmal eine andere Hausnummer. Scheck dankte Schneider für die erfolgreiche Arbeit und das Engagement.

Kasse

Den Kassenbericht stellt der Ökomodell-Schatzmeister Ludwig Entfellner, 1. Bürgermeister der Gemeinde Unterwössen, vor. Beeindruckend, dass der größte Posten im Haushalt die Aufwendungen für die Projektarbeit mit 100.000 Euro sind. Davon kamen nur Fördergelder von rund 36.000 Euro herein. Neben der zweithöchsten Position, dem Personalaufwand schlugen 2019 vor allem die Ausstattung der neuen Geschäftsstelle in Grassau zu Buche, nachdem das Ökomodell seinen Sitz von Schleching nach Grassau verlegte. „Und wir zahlen auch Steuern“, so Ludwig Entfellner zur Position der Körperschafts- und Gewerbesteuer. Geschultert hat das Ökomodell die Ausgaben, die 2019 doppelt so hoch wie die Einnahmen lagen, aus Rücklagen. Vor dem neuen Kassenstand und der sich abzeichnenden Corona Situation der Gemeinden sieht der Schatzmeister jetzt erst einmal sparsame Jahre.

Ausgeglichen verlief dagegen das Jahr 2019 der Tochtergesellschaft des Vereins, der Achental Betriebs- und Entwicklungs-GmbH. In dieser Ausgründung aus dem Jahr 2006 bündelt der Verein seine wirtschaftlichen Aktivitäten in einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung.

Kassenprüfer Hans-Michael Heser verfolgt die Entwicklung der Kassenführung seit Jahren. „Je größer das Ökomodell Achental wird, so klarer und transparenter ist es geworden.“

Wahlen

Schon mit den Kommunalwahlen bekam der Gesamtvorstand des Ökomodell Achentals ein neues Gesicht als neue Erste Bürgermeister mit Eberhard Bauerdick, Übersee, Martina Gaukler, Staudach-Egerndach, Matthias Schlechter, Reit im Winkl, und Gerhard Wirnshofer, Grabenstätt, einrückten. In der Marktgemeinde Grassau ist der ehemalige Gebietsbetreuer des Ökomodells Stefan Kattari nun
1. Bürgermeister.

Zur Wahl unter Leitung des Geschäftsführers des Ökomodells Wolfgang Wimmer gab es auf Vorschläge aus der Runde der 21 Versammlungsteilnehmer ausschließlich Wiederwahlen. Stefan Schneider wurde als Vorsitzender bestätigt, Andreas Scheck als zweiter Vorstand. Schatzmeister bleibt Ludwig Entfellner.

Aus den ursprünglich sieben Beisitzern stellte sich Jürgen Branz, Marquartstein, nicht mehr zur Wahl und der bisherige Beisitzer Stefan Kattari gehört aufgrund des Bürgermeisteramtes dem Gesamtvorstand an. Es blieb daraufhin bei den verbliebenen und satzungsgemäß vorgesehenen fünf Beisitzern mit Hans Maier, Übersee, Dr. Hans-Jürgen Grabmüller, Grassau, Barthl Irlinger, Unterwössen, Engelbert Pletschacher, Schleching, und Paul Höglmüller. Marquartstein. Rechnungsprüfer sind weiterhin Hans-Michael Heser und Michael Scheck.

Abschlussvortrag

Am Ende der Sitzung berichteten Diplom-Biologe Markus Sichler und Almfachberater Christian Tegethoff in einem Lichtbildervortrag vom neuen Bergmähder Projekt am Hochgern. Auslöser dieses Projektes ist ein Gutachten, das die Regierung von Oberbayern in Auftrag gab. Aus dem ging hervor, dass der Hochgern mit der Hochgern-Südflanke und dem Hasenpoint ein Hotspot der Biodiversität in den östlichen bayerischen Alpen ist. Um zu verhindern, dass diese Flächen vergrasen, verfilzen und verbuschen soll mit modernen Maschinen zur alten Wildheugewinnung zurückgekehrt werden. Das soll den seltenen Pflanzen den Raum erhalten.

„Es ist eine Chance“, so der Vorsitzende Stefan Schneider. „Schauen wir es uns ein paar Jahre an. Wenn es gelingt, wäre es eine Zukunft für unsere Heimat und unsere Berge.“

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Durchführung der Pflegemaßnahme im Gipfelbereich des Hochgern ©Tegethoff
Durchführung der Pflegemaßnahme im Gipfelbereich des Hochgern durch Sebastian Stadler mit seinem ferngesteuerten Mulcher ©Tegethoff