KUP-Ernte in Übersee

Am 26. Januar 2016 fand in Übersee die erste Ernte der Kurzumtriebsplantage (KUP) statt.

Übersee - Auch wenn es das Wortungetüm „Kurzumtriebsplantage“ (KUP) im ersten Moment nicht gleich erahnen lässt, handelt es sich dabei um eine relativ kurze forstliche Nutzungsart, bei der ausgewählte Pappelsorten gepflanzt werden, um Hackschnitzel produzieren zu können. In einem Jahr könne je Hektar dieser Energiewälder durchschnittlich bis zu 5000 Liter Heizöl durch den natürlichen Zuwachs eingespart und CO²-neutral ersetzt werden. In Übersee entschied sich vor gut fünf Jahren der Landwirt Peter Stöger, eine KUP anzulegen, bei der nun die erste Ernte durchgeführt werden konnte. Zum Ernteeinsatz kam der neuentwickelte „Anbaumähhacker“, der durch seine Bauart sehr flexibel ist. Wie Stefan Hinterreiter Projektleiter vom Biomassehof Achental meinte, war der Ertrag durchwegs zufriedenstellend.

Die erste Ernte an der rund 3,6 Hektar großen KUP wurde mit einer Informationsveranstaltung verbunden, bei der sich die vielen Fachleute nicht nur gegenseitig austauschen konnten, sondern jeder interessierte Grundstückseigentümer direkt an das Fachpublikum seine Fragen stellen konnte und auch detailliert Auskunft bekam. Hinzu kam, dass die Ernte in Echtzeit neben den Fachvorträgen lief und dabei der momentan einzige Häcksler, beziehungsweise Anbaumähhacker wie auf dem Flyer stand, zum Einsatz kam. Der Häcksler wird nun in einer Kleinserie gefertigt. Dieser Häcksler hat den Vorteil, dass er an einen Traktor mit Standardaufnahme für Geräte angebaut werden kann und so flexibel einsetzbar ist. Dadurch ist er eine echte Alternative bei kleineren KUP zur bisherigen Technik mit den Mähdreschern. Der leistungsbedarf liegt ab 150 PS. Der Häcksler, wiegt rund 1,5 Tonnen und kann so ohne großen Aufwand auf einen Pkw-Hänger schnell zu verschiedenen Einsatzorten transportiert werden. Das Erntegerät wurde in langjähriger Arbeit vom Leibniz-Institut für Agrartechnik Postdam Bornim e. V. entwickelt und nun von der Firma Schradenholz UG vertrieben oder in Dienstleitung angeboten.

In Übersee wurden rund zwei Fünftel der KUP geerntet und der Ertrag entsprach durchwegs den Erwartungen. Auf der rund 1,4 Hektar großen Erntefläche konnten 45 atro (absolute Trockenmasse) Tonnen Hackgut abgefahren werden. Durch die Maßeinheit atro Tonne können die Hackschnitzel verglichen und der Energiewert festgelegt werden. Bei der ersten Ernte liegt der Ertrag etwas niedriger, da das Wurzelwerk erst im Laufe der Jahre besser ausgebildet wird. Die Ertragssteigerung bei der zweiten Ernte, die bereits nach drei Jahren erfolgen kann, liegt nach bisherigen Erfahrungen bis zu einem Drittel höher.

Auch wenn die Erntearbeiten bei der Veranstaltung immer wieder ins Stocken geraten sind, weil an die Maschinenführen Fragen gestellt wurden, oder der Häcksler von den Besuchern genau inspiziert wurde, zeigte sich, dass die Schlagkraft der Erntekette einen wesentlichen Ausschlag für die Wirtschaftlichkeit und Rentabilität einer KUP gibt. Der Häcksler schafft in der Stunde rund einen halben Hektar. Doch durch das große Volumen der fertig gehackten Hackschnitzel ist eine entsprechende Kapazität zum Abtransport erforderlich, die durch die Ortsnähe vom Lohnunternehmen Burghartswieser mit seiner Traktorflotte und dem Containertransport durch den Biomassehof kam. An dessen Standort nach Grassau wurden die Hackschnitzel transportiert.

Aus den Vorträgen ging deutlich hervor, dass die Planung einer solchen KUP sehr wichtig ist und schon im Vorfeld klar sein sollte, ob der Energiewald überwiegend für den eigenen Gebrauch oder für die Produktion von Hackgut für einen gewerblichen Abnehmer, wie den Biomassehof Achental genutzt werden soll. Hier kommt es dann zum Beispiel auf den Pflanzenabstand an. Die richtige Sortenwahl für den Standort der KUP ist absolut für die Rentabilität entscheiden. Und wie entscheidend sie ist, zeigte Randolf Schirmer vom Bayerischen Amt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht in Teisendorf anhand von Baumscheiben zweier sechsjährigen Pappeln. Die eine hatte einen Durchmesser von rund sechs Zentimeter und die andere von rund 15 Zentimeter, was in der Ertragsmenge durchaus den Faktor fünf ausmachen kann.

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