Geplante Fließgewässerkraftwerke entlang der Tiroler Ache auf technische und wirtschaftliche Plausibilität geprüft
Sickerströmungsberechnung in Auftrag gegeben
In der letzten Gesamtvorstandssitzung berieten die Vorstände des Ökomodells Achental über die weitere Vorgehensweise zu den geplanten Fließgewässerkraftwerken entlang der Tiroler Achen. Hauptpunkt der Versammlung stellte die Machbarkeitsuntersuchung zur energetischen Nutzung der Tiroler Achen dar. Die Machbarkeitsuntersuchung wurde von Experten auf Plausibilität in den Bereichen Technik und Wirtschaftlichkeit geprüft. Weiter wurde die Erstellung einer Sickerströmungsberechnung für den möglichen Standort in Übersee beschlossen.
Grabenstätt – Die vierzehn Gesamtvorstandsmitglieder des Ökomodells Achental kamen im Rathaus in Grabenstätt zusammen um sich über die geplante energetische Nutzung der Tiroler Achen und die weiteren Schritte zu beraten. Die bereits durchgeführte Machbarkeitsuntersuchung wurde einer Plausibilitätsprüfung unterzogen. Die Experten Dr. Werner Weber, vom Bayerischen Kommunalen Prüfungsverband, und Günther Hartmann, Ingenieur für Tief-und Wasserbau aus Seebruck, untersuchten die angefertigte Machbarkeitsstudie in den Punkten technische Realisierbarkeit aller Anlagenteile und deren Wirtschaftlichkeit.
Hr. Hartmann stellte im ersten Punkt den Anwesenden die Vor- und Nachteile der dargestellten Fließgewässerkraftwerke vor. Den Anfang machte dabei die Turbinentechnik mit den Anbietern HydroMatrix und Steamdiver, welche als sehr solide eingeschätzt wurden. Als großen Vorteil der Turbinentechnik nannte er die Möglichkeit während 10 Monaten im Jahr Wartungsarbeiten an einer der Turbinen vornehmen zu können, ohne dass die Jahreserzeugung beeinträchtigt wird. Ein mittlerweile in der Praxis sehr erprobtes Anlagenteil sind Schlauchwehre. Die vorgesehenen Schlauchwehre wurden bereits weltweit über 100-mal erprobt und derzeit befinden sich ca. 2.500 Wehre im Betrieb. Die Funktionalität kann dadurch gut nachgewiesen werden. Desweiteren ging Hartmann auf die mögliche Anbringung von Seilrechen, die an der Universität Innsbruck entwickelt wurden, ein. Diese Technik bietet interessante Lösungsansätze mehrerer Probleme, so Hartmann, und konnte auch in Laborversuchen gute Ergebnisse nachweisen. Die Technik wurde bisher jedoch noch nicht im Einsatz in freier Natur erprobt. Allerdings gibt es auch erprobte alternativen zum Einsatz der Seilrechen. Als gegeben sieht er den leichten Anstieg des Grundwasserspiegels im unmittelbaren Anlagenumfeld, welchem mit Gegenmaßnahmen entgegengewirkt werden kann. Dies könnte aber leicht durch bestehende Technik umgesetzt werden, wie dies Vielfach an bestehenden Anlagen praktiziert wird. An den geplanten Standorten sind ebenfalls Fischaufstiegshilfen geplant, die die Wanderung der Fische flussauf- und flussabwärts gewährleisten. Durch Messungen kann die Funktionalität eines solchen Schlitzpasses nachgewiesen werden. „Insgesamt geben die in der Machbarkeitsstudie dargestellten Fließgewässerkraftwerke den derzeitigen Stand der Technik und des ökologischen Wasserbaus wieder“, so Hartmanns zusammenfassende Einschätzung.
Die Prüfung der Wirtschaftlichkeit wurde von Dr. Werner Weber vom Bayerischen Kommunalen Prüfungsverband durchgeführt. In einer aufwendig erstellen Kostensimulation wurde die Rentabilität der geplanten Fließgewässerkraftwerke entlang der Tiroler Achen in einem Amortisationszeitraum von 20 Jahren dargestellt. Insgesamt wird von einer Investitionssumme von etwa 6 Millionen Euro pro Standort ausgegangen. Um realistische Entwicklungen mit einzubeziehen wurde eine durchschnittliche Inflationsrate von 2,5 % pro Jahr sowie ein nach der EEG-Vergütung unterstellter Marktpreis von 4,5ct/kWh veranschlagt. Weber weist jedoch darauf hin, dass die Entwicklung des Strompreises nicht vorhersehbar ist und nur von einem Schätzwert ausgegangen werden muss.
Als abschließendes Ergebnis der Sitzung wurde die Erstellung einer Sickerströmungsberechnung beschlossen. Das Ergebnis soll Aufschluss darüber bringen, wie sich der Betrieb der geplanten Fließgewässerkraftwerke auf den Grundwasserspiegel im Umfeld auswirkt. Exemplarisch hierfür wurde der mögliche Standort in Übersee ausgewählt. In einem Vorgespräch mit den Bauernobmännern der Ökomodell-Mitgliedsgemeinden wurde von den Bürgermeistern und der Geschäftsleitung des Ökomodells zugesichert, die Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel zu untersuchen und die Hochwassersicherheit durch geeignete Maßnahmen zu gewährleisten.
Die neun Ökomodell Gemeinden planen bis zum Jahr 2020 den Energiebedarf – in Form von Strom und Wärme- für das Achental mit erneuerbaren Energien zu decken. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen wurden entlang der Tiroler Achen zwei potentielle Fließgewässerkraftwerksstandorte genauer untersucht und zwei weitere sind ebenfalls gut geeignet. Die dafür beauftrage Machbarkeitsstudie wurde von der Universität Innsbruck (Prof. Aufleger), der SKI GmbH und Co. (Ingenieurbüro für Wasserbau, Dipl. Ing. Spannring) sowie der Reviatl ZT GmbH (Unternehmen für Naturraumplanung, Stephan Senfter) erstellt.