Im vergangenen Jahr feierte der Verein Ökomodell Achental 15jähriges Bestehen. Im Lauf der Jahre sind zu den ursprünglichen Arbeitsschwerpunkten weitere Themenfelder hinzugekommen. Zudem hat die Kommunalwahl 2014 in drei Mitgliedsgemeinden zu einem Bürgermeisterwechsel geführt. Der Gesamtvorstand mit den neun Bürgermeistern der Mitgliedsgemeinden und vier Beisitzern kam deshalb zu einer zweitägigen Klausurtagung zusammen, um die gegenwärtige Arbeit zu reflektieren und Visionen für die kommenden Jahre zu entwickeln.
Achental/Werfenweng - Um die neuen Mitglieder im Gesamtvorstand bestens einzubinden und um die Zielrichtung der kommenden Jahre festzulegen, begaben sich Bürgermeister, Beisitzer und die Mitarbeiter der Geschäftsstelle des Ökomodells Achental nach Werfenweng im Salzburger Land. Diskutiert wurden alle vier Handlungsfelder des Ökomodells: Landwirtschaft, Naturschutz, Tourismus und Energie. Vorab stellte Dr. Peter Brandauer, 1. Bürgermeister der Gemeinde Werfenweng, das Mobilitätskonzept seiner Gemeinde vor. So konnte der umfangreiche Fuhrpark an Elektroautos samt Lademöglichkeiten besichtigt werden.
Um den Flächendruck auf die Landwirtschaft zu verringern, war im vergangenen Jahr ein Ausgleichsflächenkonzept fertig gestellt worden. Nun machte sich der Gesamtvorstand Gedanken darüber, wie das vom Amt für ländliche Entwicklung in Oberbayern geförderte Konzept im Rahmen der integrierten ländlichen Entwicklung (ILE) im Achental in die Umsetzung gebracht werden könnte. Angedacht ist eine gemeinsame Verwaltung der gemeindlichen Ökokonten in einer Art Öko-Bank, die in der Geschäftsstelle angesiedelt werden soll. Auf diese Weise soll auch die notwendige fachliche Begleitung der Ausgleichsflächen sichergestellt werden.
Im Bereich Tourismus diskutierten die Bürgermeister und Beisitzer über die zukünftige Ausrichtung des Achentals als touristische Destination. Mit Stephanie Hennes ist bereits seit mehreren Jahren eine Fachkraft beim Ökomodell tätig. In der Diskussion wurde klar, dass sich Reit im Winkl als Wintersportort einerseits und Grabenstätt sowie Übersee als Chiemsee-Anrainergemeinden andererseits von den übrigen Ökomodell-Gemeinden etwas unterscheiden. Einer verstärkten Zusammenarbeit steht man positiv gegenüber; ob es allerdings auch in punkto Vermarktung zu einem einheitlichen Vorgehen kommt, wie es vor mehr als einem Jahrzehnt schon einmal bestanden hatte, darf bezweifelt werden.
Schließlich befasste sich der Gesamtvorstand mit dem Thema "Energie". Vor mehr als zehn Jahren hatten sich die Ökomodell-Gemeinden dem ambitionierten Ziel verschrieben, bis 2020 energieautark zu werden. Das bedeutet, dass sich das Achental vollständig mit Strom und Wärme aus erneuerbaren Energiequellen versorgen will. Geschäftsführer Wolfgang Wimmer betonte die Bedeutung dieses Ziels für die großen Fortschritte, die das Tal bis heute erreicht hat. Die Erhebungen des Energiekonzepts zeigten aber auch in aller Deutlichkeit, so Wimmer, dass das ehrgeizige Ziel selbst bei Ausschöpfung aller vorhandenen Potenziale nicht erreicht werden kann. 20% fehlen schlicht. Nachdem sich die Rahmenbedingungen der Energiewende verschlechtert haben und auch die öffentliche Wahrnehmung schwieriger geworden ist, kann die Vision –zumindest bis 2020 – wohl nicht mehr erreicht werden. In einer der kommenden Vorstandssitzungen soll nun das Leitbild an die gegebene Situation angepasst werden.
Während der gesamten Klausur war stets die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Händen zu greifen, die die eigentliche Stärke des Ökomodells ausmacht. Dieses Vertrauen ist im Lauf der letzten 15 Jahre gewachsen und bildet die unentbehrliche Grundlage für die Zusammenarbeit über Gemeindegrenzen hinweg. So blicken Bürgermeister und Beisitzer voller Zuversicht auf die kommenden Jahre. Das Ökomodell wird auch weiterhin vieles bewegen.