Mitgliederversammlung Ökomodell Achental – von Veränderungen, Vernetzung und Verantwortung
Stefan Schneider, erster Bgm. von Bergen und erster Vorstand des Vereins, eröffnete die Mitgliederversammlung des Ökomodells Achental am 27. November in Übersee mit einer Rückschau auf die besonderen Projekte im Jahr 2024. Mit Blick auf einige Neuerungen zu Beginn des Jahres, wie die Verlagerung der Geschäftsstelle nach Staudach-Egerndach, das neue Logo und der neue Internetauftritt, hebt er hervor, dass sich das Ökomodell stetig und bewusst weiterentwickle und dies auch müsse. Man dürfe nicht stehen bleiben, so Schneider weiter. Zeiten änderten sich, das täten sie permanent. Wichtig sei es, bei all der Veränderung vor allem aber Verantwortung zu übernehmen für unsere Lebensumwelt und die vorhandenen Potenziale zu nutzen, ohne sie zu übernutzen.
Mit gut besuchten öffentlichen Veranstaltungen und Vernetzungstreffen ist es auch in diesem Jahr gelungen, Informationen und Erfahrungen gezielt zusammengetragen und für die Menschen im Achental zugänglich zu machen. Das Ökomodell kann hier mit der Expertise in den Gebieten Naturschutz und Gebietsbetreuung, Landwirtschaft sowie Erneuerbare Energien beratend zur Seite stehen und auf ein gutes Netzwerk zurückgreifen. Vielseitige interkommunale Projekte bringen zudem die ländliche Entwicklung voran – sei es der Breitbandausbau, das Carsharing oder die Bereitstellung des RumboJets als KI-gesteuerte Wasserkreuzkrautbekämpfung.
Die Kunst sei aber auch die Kontinuität der Projekte. Wie ein Strohfeuer neue Projekte aus der Erde zu stanzen, ohne diese am Laufen zu halten, sei einfach. Projekte hingegen zu etablieren und nachhaltig zu verfolgen sei die Krux, lobt Schneider die Herangehensweise. So konnte beispielsweise mit dem Almen.Leben.Achental an das Bergmähderprojekt angeknüpft werden, welches das Ökomodell ebenso wie das Projekt Artenreiches Achental zur Bepflanzung kommunaler Grünflächen auch im Folgejahr begleiten werden. Auch die Gebietsbetreuung Achental gibt es schon fast genauso so lange wie den Verein selbst. Besucherlenkung durch die Beschilderungen an der Ache oder in den Kendlmühlfilzen, aber auch die Führung von Gruppen durch die Naturschutzgebiete gehören neben der Projektbetreuung sowie dem Austausch und der Vernetzung zu den alltäglichen wichtigen Aufgaben.
Verantwortung übernimmt das Ökomodell ebenfalls mit dem Beschluss, dass die Ausweitung der energetischen Nutzung der Tiroler Achen zur Erzeugung von Strom mittels Einstauung ausgeschlossen wird. Mit diesem Schritt fand eine über 12-jährige Debatte ihr Ende.
Finanziell stehe der Verein auf soliden Füßen, so Schatzmeister Ludwig Entfellner, Bürgermeister von Schleching. Nach der Entlastung durch die Rechnungsprüfer und die Versammlung attestierte Entfellner dem ersten Vorsitzenden Schneider, dass man ihm und seiner Arbeit anmerke, „mit Leib und Seele bei der Sache zu sein und das Ökomodell zu seiner Herzensangelegenheit gemacht zu haben“.
Als Ausblick für 2025 stehen neben der Fortführung der bewährten sowie Etablierung neuer Projekte auch die Auseinandersetzung mit der Wärme- und Stromversorgung mittels erneuerbarer Energieträger auf dem Programm.
Im Anschluss warf der Verein mit dem Vortrag von Prof. Spindler (FH Rosenheim) über „Heizen im ländlichen Raum im Zeichen der Klimakrise“ einen kritischen Blick auf den Klimawandel und die Herausforderungen der kommunalen Wärmeplanung. Nachdem Spindler zunächst eindrückliche und vor allem nachdenklich stimmende Worte und Zahlen für den Klimawandel und die CO2-Bilanz fand, widmete er sich in seinen Ausführungen vor allem dem Einsatz moderner Wärmepumpen und der Fernwärme.
Selbst in der Wärmeplanung beratend tätig, zeigte er die Schwachstellen und Herausforderungen von Fernwärmenetzen im ländlichen Raum auf. Wärmepumpen seien besser als ihr schlechter Ruf, aber auch überteuert, wohingegen die Fernwärme, die einen positiven Ruf genießt, nur so nachhaltig sei, wie die dahinterstehende Holzwirtschaft. Auch sei der hohe Wärmeverlust durch die langen Leitungssysteme im ländlichen Raum ein Problem. Hier sieht der Fachmann noch Optimierungs- und Entwicklungsbedarf. So stimmte der Vortrag manch einen Zuhörer an diesem Abend nachdenklich und zeigte auf, dass ein Schwarz-Weiß-Denken nicht zu einer Lösung führt, sondern nur, wer kritisch hinterfragt und sich umfassend informiert, Lösungen für lokale und individuelle Herausforderungen finden kann. Am Ende der anschließenden Diskussion war man sich vor allem in zwei Punkten einig. Zum Einen, dass „man die Abwendung des Klimawandels nicht umsonst bekommt“ – dass jedoch die Kosten angesichts der Schäden zu vernachlässigen seien. Und zum Anderen, dass der eigene Lebensstil kritisch überdacht werden muss, denn jedes KW, das nicht verbraucht werde, müsse auch nicht erzeugt werden.