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Projekt „Almen.Leben.Achental“: Gemeinsam für die Zukunft der Almwirtschaft

Achental. Mit dem Projekt „Almen.Leben.Achental“ setzt das Ökomodell Achental ein starkes Zeichen für den Erhalt der traditionellen Almwirtschaft und die Förderung der Biodiversität im Achental. Unter der Leitung von Projektbetreuerin Christiane Mayr soll das neue BayernNetz-Natur-Projekt die vielfältige Kulturlandschaft der Region langfristig sichern und weiterentwickeln.

 

Tradition und Nachhaltigkeit im Einklang

Die Almwirtschaft im Achental blickt auf eine jahrhundertealte Geschichte zurück. Sie prägt nicht nur das Landschaftsbild, sondern auch die ökologische Vielfalt der Region. Gerade die artenreichen Bergmähder und Almwiesen, die durch extensive Nutzung entstanden sind, sind heute durch Nutzungsaufgabe, Verbuschung und Klimawandel bedroht.

Das Projekt „Almen.Leben.Achental“ knüpft an erfolgreiche Vorarbeiten an – darunter die Machbarkeitsstudie zur naturschutzorientierten Bewirtschaftung von Weideflächen z.B. am Hochgern. Diese hatte gezeigt, dass mit gezielter Pflege, Mulchmahd und Beweidung ehemals verfilzte oder verbuschte Flächen wieder in artenreiche Bergwiesen zurückgeführt werden können. Gelohnt hat sich dieser Aufwand nicht nur für die Landwirtschaft durch einen Zugewinn an nutzbarer Weidefläche, sondern auch für den Naturschutz durch die Schaffung neuer Lebensräume für z. B. Tagfalter und Heuschrecken.

 

Maßnahmen für eine lebendige Almlandschaft

In einem ersten Schritt wird im Rahmen des Projekts die Kooperation mit zunächst zehn bis fünfzehn Landwirten gesucht, die sich aktiv für eine nachhaltige Bewirtschaftung ihrer Almen einsetzen. Geplant sind individuelle Maßnahmenkonzepte für jede Alm – von Entbuschungs-arbeiten über Weidemanagement und Tränkestellen bis hin zur Förderung seltener Tier- und Pflanzenarten wie Gelbbauchunke, Rotflügelige Schnarrheuschrecke oder Herbstdrehwurz.

Ziel ist es, die Offenhaltung der wertvollen Almflächen als Lebensräume für eine Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten zu sichern und damit auch die traditionelle Kulturlandschaft zu bewahren. Begleitend werden Schulungen und Beratungen für Almbewirtschafter angeboten, um Wissen über biodiversitätsfördernde Bewirtschaftungsformen weiterzugeben.

 

Auftakt auf der Neugrabenalm

Ein sichtbares Zeichen für den Projektstart setzte am 18. Juni 2025 eine Maschinenvorführung auf der Neugrabenalm. Im Mittelpunkt stand der „Ibex G2“, ein Spezialgerät zur Pflege steiler Almflächen. Bei der Vorführung zeigte sich eindrucksvoll, wie moderne Technik und traditionelle Almwirtschaft Hand in Hand gehen können, um Problemarten wie Adlerfarn zurückzudrängen und Flächen offen zu halten. „Es ist uns ein großes Anliegen, die wertvolle Almwirtschaft in der Region zu stärken und gleichzeitig neue Perspektiven für eine nachhaltige Zukunft zu schaffen“, betonte Projektmanagerin Christiane Mayr bei der Veranstaltung.

 

Starke Partnerschaft für die Zukunft

Gefördert wird das Projekt vom Bayerischen Naturschutzfonds und dem Bezirk Oberbayern. Die Zusammenarbeit zwischen Ökomodell Achental, den Almbauern und regionalen Partnern steht dabei im Mittelpunkt. Neben den ökologischen Zielen trägt das Projekt auch zur Stärkung der regionalen Identität und des Tourismus bei – denn die Almen sind nicht nur Lebensraum, sondern auch Kulturerbe und Erholungsraum.

 

Ein Zeichen der Natur

Das Projekt wird außerdem von Biologen wie Christian Stettmer begleitet, um die Biodiversität auf den Almflächen zu erfassen. Bereits im Laufe dieser ersten Kartiersaison wurde klar, welche herausragende Rolle Almen und eine extensive Almwirtschaft für den Erhalt einer beeindruckenden Artenvielfalt spielen können.

Ein besonderer Erfolg unterstreicht die Bedeutung des Projekts: Auf den betreuten Flächen wurden kürzlich mit dem Thymian-Ameisenbläuling und dem Heilziest-Dickkopffalter zwei sehr seltene Schmetterlingsarten entdeckt. Der stark gefährdete Ameisenbläuling hat aufgrund seiner komplizierten Entwicklungsbiologie sehr hohe Ansprüche an den Lebensraum. Beim Heilziest-Dickkopffalter ist bekannt, dass er noch in naturnahen und nicht aufgedüngten Mähwiesen im Chiemseegebiet lokal zu finden ist. Umso überraschender war es, diese seltene Art auch auf den beweideten Flächen der Neugrabenalm nachweisen zu können. Ein weiterer Beweis, welch wichtigen Beitrag eine extensive Almwirtschaft zum Erhalt von nahezu ausgestorbenen Arten leisten kann. 

Der Thymian-Ameisenbläuling (Foto: Sandra Uschnig)

 

Oberer Teil der Neugrabenalm – Lebensraum des Heilziest-Dickkopffalters (Foto: Dr. Christian Stettmer)

 

Diese sensationellen Funde zeigen, wie wertvoll die naturschutzorientierte Bewirtschaftung der Almen ist – und dass sich der Einsatz für Artenvielfalt und Kulturlandschaft, den die Landwirte hier geleistet haben, lohnt.