Heizungsdebatte – was tun mit Bestandsgebäuden
Nachbericht zum Infoabend des Ökomodells Achental e.V. am 22. Oktober in Unterwössen
Der Einladung des Ökomodells Achental e.V. folgten Ende Oktober viele Interessierte, die sich bei der Veranstaltung rund um Lösungen und Möglichkeiten bei den Themen Heizen und Sanieren von Bestandsgebäuden informieren wollten. Nach der Begrüßung durch Marquartsteins Bürgermeister und 2. Vorsitzenden des Ökomodells, Andreas Scheck, erhielten die Zuhörerinnen und Zuhörer zunächst detaillierte Fachinformationen aus erster Hand von den geladenen Experten.
Den Anfang machte Wolfgang Sojer (Energieberater, Dipl. Ing (FH), Architekt KfW Energieeffizienz-Experte & BAFA-Berater), der in seinem Impulsvortrag die unterschiedlichen Verfahren und Fördermöglichkeiten bei der Sanierung der Gebäudehülle und Umstellung des Heizungssystems erläuterte.
Wertvolle Einblicke aus dem Zimmerei-Handwerk gewann das Publikum durch Martin Kollmeier (Obermeister der Zimmerer-Innung Traunstein). Er gab Anregungen für die Sanierung und hob die Bedeutung der Dachdämmung hervor mit Verweis auf die zu bevorzugende Verwendung ökologischer und nachwachsender Baustoffe wie z.B. Cellulose. Auch demonstrierte er anhand konkreter Beispiele gelungener Sanierungen, wie sich beispielweise durch Aufstockung von Kniedachstühlen vollwertige Wohnräume schaffen lassen. Viele Dachstühle hätten hier Potenzial und deren Ausbau würde einer Flächenversiegelung und Wohnraumknappheit entgegenwirken.
Timo Kleinschroth (stellv. Obermeister der Innung Sanitär, Heizung & Klima Traunstein) zeigte verschiedene Möglichkeiten beim Thema Heizen auf. Selbst alte Gebäude mit schlechter Ausgangsituation können auf moderne und vor allem umweltschonendere Heizsysteme umgerüstet werden. Unterstützt wurde er hier auch von Meldungen aus dem Publikum. So werde beispielweise eine seit Jahren bestehende Wärmepumpe erfolgreich zum Heizen eines denkmalgeschützten Hauses eingesetzt. Auf die Gegenfrage aus dem Publikum, ob sich das denn lohne, hatte der Fachmann eine klare Antwort: man müsse weg von der Diskussion, ob sich eine Umrüstung lohne. Man müsse sich aufraffen, um generell weg von fossilen Brennstoffen und raus aus Abhängigkeiten zu kommen.
Im Anschluss fand eine rege Diskussion mit hoher Publikumsbeteiligung statt. Es gab Raum für Fragen zu individuellen Wohnsituationen und Sanierungsprojekten, aber auch zu grundsätzlichen Themen. Hier wussten die Experten aus Energieberatung und Handwerk Rat. So ließen sich an diesem Abend auch manche Vorurteile und Unwissenheiten aus dem Weg räumen. Etwa konnte die Sorge eines Heizungsausfalls einer mit einer PV-Anlage betriebenen Wärmepumpe bei fehlendem Sonnenschein oder schneebedeckten Dächern im Winter durch das Argument beruhigt werden, dass die Zuschaltung des Stromnetzes jederzeit möglich bleibt. Bestehende Öl-Heizungen könnten als Backup ebenfalls in optionaler Benutzung bleiben, wenn die Sorge bestünde, dass die neue Wärmepumpe allein die Leistung nicht aufbringen könne.
Bürgermeister Andreas Scheck und Zuhörerin Bettina Mühlbauer, Leiterin der Energieagentur Südostbayern, brachten sich ebenfalls in die Diskussion mit ein und beantworten wichtige Fragen zur Wärmeplanung.
So war die Resonanz des Publikums während und nach der Veranstaltung durchweg positiv mit einer hohen Bereitschaft zu einem generellen Umdenken und der Öffnung für neue Wege und Lösungen.