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Streuobstwiesen – Hotspots der Biodiversität

In Kooperation mit der Molkerei Berchtesgadener Land möchte das Ökomodell Achental e.V. mit einem weiteren Artikel aus der Themenreihe über die Land- und Milchwirtschaft in der Alpenregion informieren.

Streuobstwiesen gehören nach den Almwiesen zu den artenreichsten Landschaften in Mitteleuropa mit bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten. Zum Erhalt dieser wertvollen von bäuerlicher Hand geschaffenen Kulturlandschaft bedarf es der Pflege. Besonders artenreich sind die Wiesen, wenn Kühe dort weiden. Besonders ertragreich die Bäume, wenn ein regelmäßiger Erhaltungsschnitt erfolgt.

Während in wärmeren Gegenden Deutschlands der erwerbsmäßige Obstanbau beheimatet ist, spielt er in der oberbayerischen Alpenregion aufgrund des raueren Klimas kaum eine Rolle. Ab einer Höhe von ca. 450 m spricht man im Obstbau bereits von Höhenlage. Besonders kritisch sind die oftmals späten Fröste im Frühjahr, denen die Obstbäume in der Alpenregion ausgesetzt sind. Zur Selbstversorgung findet man hier aber weitläufige Streuobstlandschaften, insbesondere um die Hofstellen der bäuerlichen landwirtschaftlichen Betriebe herum.

 

Hotspot der Biodiversität

Streuobstwiesen gehören nach den Almwiesen zu den artenreichsten Landschaften in Mitteleuropa mit bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten. Das liegt insbesondere an den wertvollen ökologischen Wechselbeziehungen der beiden Ökosysteme Baum und Grünlandbestand. Sie bilden ein kleinflächiges Mosaik aus verschiedensten Lebensräumen: freistehende hochstämmige Bäume bewirken durch die Äste ein unregelmäßiges Muster aus Licht und Schatten auf die Wiese, die ganz unterschiedliche Bodenverhältnisse und damit Bedingungen für ganz unterschiedliche Gräser, Kräuter und Blumen bieten. Der Baumbestand ist meist vielfältig von Frühapfel bis zum Lagerapfel. Neben Apfelbäumen sind Birnen-, aber auch Zwetschgen-, Pflaumen- und Nussbäume ganz gemischt in großen Abständen auf den Flächen vertreten. So halten Streuobstwiesen für Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten vom Frühjahr mit blühenden Bäumen bis in den Herbst mit den dann spätblühenden Wiesenblumen ein vielfältiges Nahrungsangebot bereit und die Bäume sind Lebensraum für viele heimische Vogelarten.

 

Was leisten Kühe für unsere Artenvielfalt?

Dabei hat die Bewirtschaftung der Streuobstwiesen den größten Einfluss auf die Biodiversität. Die meisten werden nur extensiv bewirtschaftet, das heißt ohne Einsatz von Spritz- und Mineraldünger, die Wiesen werden nur zwei bis drei Mal gemäht oder gerne als Weide für das Jungvieh bzw. die Milchkühe genutzt. Die alten Obstbäume sind dann willkommene Schattenspender an heißen Tagen. Durch die Tritte und das Rupfen der Kühe auf der Weide wird das Wurzel- und Pflanzenwachstum angeregt. Durch die Tritte werden die Wühlmausgänge eingetreten und Wühlmausverbiss stellt bei den Obstbäumen kein größeres Problem mehr dar. Außerdem fördern die Kuhfladen die Insektenvielfalt. Der Art extensiv bewirtschaftet, können sich Pflanzen- und Tierwelt ungestört ausbreiten und vermehren. Diese von Landwirten gestaltete und gepflegten blühenden Streuobstwiesen sind ein echter Hingucker für alle, Einheimische wie Touristen, die einen Blick für die Natur haben.

Foto: Molkerei Berchtesgadener Land