BLUMENWIESEN FÜR DAS ACHENTAL

Blumenreiche Wiesen zählen zu den schönsten Bestandteilen unserer Kulturlandschaft. Wer hat nicht Bilder von weiß-gelben Margeriten-Wiesen vor Augen, blauen Iriswiesen oder pinkfarbigen Wiesen der Kuckucks-Lichtnelke. Sie gedeihen auf nährstoffärmeren Böden, ganz gleich ob als Nasswiese, als Trockenrasen, als Almwiese oder als Saum am Wegrand. Doch sie sind selten geworden.

Wiesen werden heute intensiver bewirtschaftet als noch vor Jahrzehnten. Vier- oder fünfschürige Wiesen entsprechen den Anforderungen der modernen Landwirtschaft und tragen damit oftmals wesentlich zum Einkommen der kleinbäuerlichen Landwirtschaft bei. Wo fünfmal im Jahr gemäht wird, kommen aber auch weniger Blumen zur Blüte; gleichzeitig wird durch die Düngung das Graswachstum gefördert. So verschwinden die Blumenwiesen langsam, und mit den Blüten auch die Tiere, wie z.B. viele Schmetterlinge.

Um die noch vorhandenen artenreichen und mageren Wiesen im Tal wieder besser miteinander zu vernetzen, unterstützt das Ökomodell die Anlage von Blumenwiesen in den Ortschaften. Oft sind die Abstände zwischen den blütenreichen Wiesen zu groß. Da helfen kleinere Biotope, die wie Trittsteine in einem Fluss die Distanz überbrücken helfen: Trittsteinbiotope, die z.B. Insekten, aber auch andere Tiere und Pflanzen nutzen können, um von einer Wiese zur nächsten zu gelangen.


Blumenwiese ist nicht gleich Blumenwiese…

Nicht jede Fläche mit bunten Blumen ist eine Blumenwiese. Im Handel sind vielfach Saatgutmischungen erhältlich, die kurzlebige Ackerkräuter wie Kornblume, Klatschmohn oder Kamille enthalten. Was im ersten Jahr bunt blüht, verschwindet aber ebenso rasch wieder. Einheimische Blumenwiesen enthalten dagegen ganz andere Arten wie Margerite, Flockenblume, Hornklee oder Glockenblume und sind damit auch bunt, aber zusätzlich an unsere Gegebenheiten angepasst.


... und Margerite ist nicht gleich Margerite

Auch wenn Wildpflanzen der selben Art auf den ersten Blick gleich aussehen, bringt z.B. eine Margerite aus dem norddeutschen Tiefland ganz andere Eigenschaften mit als eine Margerite aus dem bayerischen Alpenvorland. Der Schutz und Erhalt regionaler Sippen zählt auch zum Erhalt der biologischen Vielfalt, ebenso wie der Schutz seltener Arten. Wir verwenden deshalb vor Ort gewonnenes ("autochthones") Saatgut. Das ist aufwändig – es muss von Hand geerntet werden, ist in keinem Geschäft erhältlich und nur in begrenzter Menge verfügbar – aber es lohnt sich! Für die Menschen im Tal wie für die Natur.

In aller Kürze: Worum geht es?

  • dauerhafte Anlage von pflegeleichten Blumenwiesen
  • kleine Flächen im Siedlungsgebiet
  • Trittsteinbiotope für Pflanzen und Tiere
  • Erhalt der einheimischen Artenvielfalt
  • Erhalt der innerartlichen Vielfalt
  • Unterstützung der Imkerei
  •  Umweltbildung an Schulen und für Erwachsene

Worum geht es nicht?

  • keine großflächige Stillegung von Ackerflächen
  • keine Konkurrenz zur Landwirtschaft
  • keine bunten "Blühmischungen"
  • keine gebietsfremde Arten
  • kein Saatgut aus anderen Regionen

WAS KANN ICH TUN?

 

Wiesen stehen lassen

Viele Rasenstücke - in öffentlichen Anlagen wie in Privatgärten - verfügen über die Arten einer Blumenwiese, die aber wegen des regelmäßigen Schnitts nie zur Blüte kommen. Ein Teilstück des Rasens vom Schnitt auszunehmen und zu sehen, was darin wächst und blüht, ist ein erster Schritt zur Blumenwiese. Gemäht werden kann nach dem Verblühen der Margeriten, ab Anfang Juli.


Mähgut kurz liegen lassen

Idealer Weise wird eine Blumenwiese mit dem Balkenmäher oder gar der Sense gemäht. Wenn Sie dann die Möglichkeit haben, das Mähgut ein paar Tage liegen zu lassen, legen Sie den Grundstein für eine noch schönere Wiese: Beim Trocknen fallen Samen aus, die für weitere Blüten in naher Zukunft sorgen. Zudem können sich viele Kleintiere in Sicherheit bringen, bevor das Mähgut abtransportiert wird.

Nicht mulchen

Das Mulch-Mähen ohne Abtransport des Mähguts führt zu einem dichten Filz am Boden, gegen den viele Pflanzen mit Blattrosetten kaum eine Chance haben. Zusätzlich werden Nährstoffe nicht abgeführt - beide Effekte fördern hauptsächlich das Graswachstum.


Woher Saatgut?

Mähgut-Übertragung von artenreichen Wiesen auf eine Empfänger-Fläche ist ein probates Mittel, um vor Ort an autochthones Saatgut zu gelangen. Allerdings dauert die Entwicklung zur Blumenwiese dann oft lange - bis zu fünf Jahre muss man dafür veranschlagen. Für kleinere Flächen kann auch von Hand besammelt werden. Bunte "Blühmischungen" aus dem Supermarkt sind nicht zu empfehlen. Regio-Saatgut ist dagegen akzeptabel.


Ausmagern?

Je magerer ein Standort, desto reicher die Artenvielfalt. Den Oberboden abzutragen ist eine Möglichkeit, einen mageren Standort zu schaffen. Weniger radikal ist dagegen, konsequent das Mähgut zu entfernen und jeden Nährstoffeintrag zu unterbinden. Unter bestimmten Umständen kann auch mit dem halbparasitischen Klappertopf eine Ausmagerung erzielt werden. Er entzieht seinen Wirten, hauptsächlich Gräsern, viel Kraft.


Was ist noch zu beachten?

Soll eine Blumenwiese neu angelegt werden, benötigt man in jedem Fall einen offenen Boden, also nackte Erde. Geeignet sind magere Standorte; kiesiger Boden ist eher förderlich denn ein Hinderungsgrund. Wenig Aussicht auf ein Gelingen besteht auf nährstoffreichen Ackerböden. Dort verdrängt das starke Graswachstum zunächst alles, was bunt blüht. Nach dem Einsäen ist es übrigens normal, dass die Fläche mehrere Monate lang ziemlich nackt aussieht. Blumenwiesen wachsen eben langsam... Das Ergebnis ist dafür umso schöner.